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19
Feb

Mehrwerte schaffen mit BIM

Digitale Arbeitsmethoden sind bei Ingenieuren und Architekten Standard, diese müssen jedoch mit der zunehmenden Komplexität großer Bauvorhaben mithalten. Die etablierte Arbeitsmethode BIM (Building Information Modeling) schafft Mehrwerte, weil die Planungsbeteiligten mit standardisierten Prozessen und Werkzeugen über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks zielorientiert, transparent und kostensicher zusammenwirken.

Building Information Modeling ist die digitale Darstellung aller physischen und funktionellen Merkmale eines Bauwerks und schafft durch die von allen Planungsbeteiligten nutzbare Sammlung der Projektdaten eine zuverlässige Entscheidungsgrundlage während des gesamten Planungs- und Lebenszyklus. Die von Architekten und Ingenieuren als Volumina erdachten Gebäude und Ingenieurbauwerke werden mit der Arbeitsmethode BIM bereits in der Entwurfs- und Werkplanung dreidimensional entwickelt und dargestellt. BIM sorgt aktuell für eine Neuorientierung der Planungs- und Baubranche bzw. eine neue Rollenverteilung innerhalb den Berufsgruppen der Planer, Architekten und Ingenieure. Dabei ist BIM mehr als eine softwaretechnische Umsetzung, bei dem ein 3D-Modell erstellt und genutzt wird. Es ist eine Arbeitsmethode, die Menschen über hochmoderne Technologien verbindet.

Die Rolle des Architekten im BIM Prozess

Nicht wenige Kompetenzen des klassischen Architekten und Ingenieurs sind während der vergangenen Jahrzehnte von Spezialisten übernommen worden. Einprägsamstes Beispiel ist der Projektsteuerer, der einige delegierbare Bauherrenaufgaben übernommen hat und der sich zwischen Auftraggeber und Architekt positioniert. Hochkomplexe Bauaufgaben haben zunehmend zu einem vertieften Spezialistentum geführt, dessen Koordination Schwierigkeiten bereitet. Nicht wenige prominente Baustellen sind beredtes Beispiel für die aktuellen Probleme innerhalb der Baubranche.

Die Arbeitsmethode BIM hilft, die einzelnen Spezialisten zu einer kompetenten Gruppe  zu bündeln. Ein erfolgreiches Team muss geleitet und koordiniert werden und der Architekt bzw. der Ingenieur sind durch ihre Ausbildung und Erfahrung prädestiniert, diese Leitungsposition einzunehmen. Strukturierte, digitale Arbeitsmethoden wie Building Information Modeling helfen, die Aufgaben Gestaltung, Baumanagement, Werkplanung und Bauüberwachung zu organisieren und vertragssicher zu verwalten. Die für gute Architektur notwendige Kreativität wird durch den Computer nicht ersetzt, dafür können sich Planer auf ein sehr leistungsfähiges Tool stützen, das bislang nicht bekannte Lösungen und Techniken ermöglicht.

Vorsprung durch Innovation und Netzwerke

Eine zunehmende Vernetzung ist für die Wirtschaft gelebte Selbstverständlichkeit. Auch für Planer werden technologische  Innovationsvorsprünge und aktiv gepflegte Kompetenz-Netzwerke wichtiger. Lean Construction als Beispiel für einen integralen Ansatz bei der Planung, Gestaltung und Ausführung von Bauprojekten sowie die Implementierung kybernetische Prozesse im Bauen sind Prozesse die mit der Arbeitsmethode BIM strukturiert und mittels digitaler Arbeitsmethoden in den Planungsprozess mit eingebunden werden. Ingenieure und Planer sollten nicht der Entwicklung hinterher rennen, sondern müssen diese neuen Technologien für ihr operatives Geschäft beeinflussen. Wer einer Arbeitsmethode wie Building Information Modeling mit Skepsis begegnet läuft Gefahr technologisch abgehängt zu werden. Nicht die Größe eines Büros wird in Zukunft das Entscheidende sein, sondern die Fähigkeit mit den Anforderungen der digitalen Welt zurechtzukommen. Unterschiedliche Kompetenzen müssen projektbezogen zusammengebracht werden und je nach Aufgabenstellung an der richtigen Stelle eingesetzt werden.

Daten als neue Währung

In einer vernetzen Welt sind Daten von großem Wert. High-Tech Giganten wie Google verschenken viele ihrer Produkte, weil sie darüber eine neue und immer umfangreichere Datenbasis gewinnen. Architekten und Ingenieure sind Erzeuger digitaler Daten. Ihre Planungen beschreiben Immobilien von beträchtlichem Wert. Kreative Entwürfe und der daraus entstehende, mit digitalen Vektoren beschriebene Raum manifestieren sich in einem Gebäude wie der Elbphilharmonie oder in einem  Straßen- oder Bahntunnel. In jeder so erzeugten Datenbasis ist projektbezogen ein wesentlicher Anteil planerischen Knowhows enthalten. Planer können sich in die Wertschöpfungskette der mit der Arbeitsmethode BIM erzeugten Daten einklinken und diesen Mehrwert über die gesamte Lebensdauer einer Immobilie halten und verwerten.

Strukturen schaffen und Dialog fördern

Die Arbeitsmethode BIM funktioniert nur in einer erfolgreichen Kooperation aller am Bau Beteiligten. Dem Bau eines Gebäudes geht in der Regel eine umfangreiche Planung voraus. Architekten, Bauingenieure und viele Fachplaner tauschen nach der Entwurfsphase eine große Zahl von Werkplänen aus, bis letztlich eine Fassung vorliegt, die an den Baustellen die Vorlage für die Realisierung des Bauherrenwunsches ist. In der Regel arbeiten die Fachplaner parallel an ihren Ausführungsplänen und klären Details mit aufwändigen Jour-Fixes die Zeit kosten und zu Fehler führen können. Die Arbeitsmethode BIM erleichtert die Zusammenarbeit, da alle Planungsbeteiligten auf eine einheitliche Datengrundlage zugreifen können und Änderungen transparent und in Echtzeit stattfinden. Die Arbeit mit BIM oder generell mit modellbasierten Planungsprozessen muss jedoch noch standardisiert werden. Diese neuen Standards sind nicht nur technologischer, sondern auch rechtlicher Natur. Bauherren Planer, Juristen sowie Verbände und die Politik sind aufgefordert im Dialog BIM-Standards zu entwickeln und zu kommunizieren. Auch die Entwicklung von einheitlichen digitalen Bibliotheken und  BIM-Werkzeugen muss im Dialog zwischen Anwender und Softwareentwickler stattfinden. Beide Berufsgruppen werden durch vollkommen andere Sichtweisen geprägt und sind ebenfalls aufgefordert branchenübergreifend zusammenarbeiten.

Ganzheitliches Denken und Handeln

Teil des BIM-Prozess ist die offene Kommunikation und Dokumentation  von Risiken zwischen Bauherren, Planer und Ausführenden sowie Facility Managern. Die weitere Fragmentierung der Verantwortung im Planungsprozess gehört der Vergangenheit an. Professionelle Bauherren und Investoren verlangen gezielt nach einem Ansprechpartner für alle Risiken. Die Komplexität moderner Gebäude und Bauprozesse wird die Spezialisten und Fachplaner zunehmend in den Hintergrund drängen, der Ruf nach einem Generalverantwortlichen ist unüberhörbar. Mit Hilfe des modellbasierten Planungsprozesses BIM können sich Planer dieser Verantwortung stellen. Die Baubranche braucht eine neue Kultur des Vertrauens zwischen Auftraggebern, Planern, Auftragnehmern, den beteiligten Gewerken und der Öffentlichkeit. Nur so lassen sich gut gestaltete und hochwertige Gebäude und Freiräume realisieren. Der Architekt und der Ingenieur müssen bereit sein ihre angestammte Rolle wieder zu übernehmen als diejenigen, die das Bauen vom Anfang bis zum Ende steuern. Die Arbeitsmethode BIM ist dabei überzeugendes Werkzeug  um effizient und qualitätsbewusst sowie termin- und kostensicher zu bauen.

Fazit

Architekten und Ingenieure müssen innovationsführend bleiben, sonst erleben sie, dass ihre Leistungen in Ländern entstehen, deren Lohnkosten konkurrenzlos sind. Die intime Kenntnis aller DIN-Normen schützt nicht davor Planungsleistungen an fremde Länder zu verlieren. Digitale Daten kennen keine Ländergrenzen und lassen sich durch moderne Bibliotheken und Werkzeuge überall erzeugen. Die Vorteile der Arbeitsmethode BIM lauten im Einzelnen

  • Kompetenzgewinn
  • Planungstransparenz
  • Qualitätssicherheit
  • Kostensicherheit
  • Terminsicherheit

Architekten und Ingenieure müssen sich aktiv den neuen Marktforderungen stellen und können positiv in die Zukunft sehen, denn sie haben mit der Arbeitsmethode BIM ein lösungsorientiertes und ausgereiftes Planungswerkzeug.

Der Beitrag <strong>Mehrwerte schaffen mit BIM</strong> erschien zuerst auf BIM Magazin - Building Information Modeling.