Maßarbeit in Hanglage
In einem Neubaugebiet mit restriktivem Bebauungsplan entwarfen Katrin und Tim Bialucha von Bialucha Architektur für ein Ehepaar ein Haus nach Maß. In Hanglage und trotz der baurechtlich vorgeschriebenen Bauweise mit nur einem Vollgeschoss entstand ein Haus über drei Ebenen, das keine Wünsche offenlässt. Im Dachgeschoss erfüllen Velux Dachfenster nicht nur ihre Kernfunktion der Versorgung mit Tageslicht und frischer Luft, sondern machen, an der richtigen Stelle platziert, das Dachgeschoss erst vollwertig nutzbar.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind, fängt auch für viele Eltern ein neuer Lebensabschnitt an, oft verbunden mit Überlegungen, in welchem Heim sie die nächste Zeit ihres Lebens verbringen möchten. Iljane Weidling-Koch und ihr Mann Tom W. Koch nutzten den Auszug der Kinder, um sich neu aufzustellen. Das alte Haus empfanden die beiden als zu groß und zu dunkel. Da sie oft im Homeoffice arbeiten, war ihnen viel Tageslicht im Haus besonders wichtig, um Motivation und Wohlbefinden zu steigern. So entschieden sie sich schnell, mit einem Neubau nach ihren Wünschen den neuen Lebensabschnitt zu beginnen. In einem Neubaugebiet in Essenheim, einem Weinort nahe Mainz, war ein passendes Grundstück schnell gefunden, allerdings gab es einige Herausforderungen: Auf dem Hanggrundstück wurde früher Wein angebaut und die Bodenverhältnisse waren zum Bauen nicht gerade optimal. Zudem erlaubt der Bebauungsplan nur ein Vollgeschoss. Architekt Tim Bialucha erinnert sich, dass der schwammige Boden wirklich eine Herausforderung darstellte. Nach ausführlichen Gesprächen mit den Bauherren und gründlicher Planung entwarfen die Bialuchas ein Haus, das allen Anforderungen gerecht wurde. Der Massivbau im unteren Teil des Hauses, der eine beträchtliche Menge an Stahl und Beton enthält, verhindert trotz nassem Boden bis heute Feuchteschäden oder gar vollgelaufene Kellerräume – anders als bei vielen Nachbarn. Erster Stock und Dachgeschoss hingegen sind in Holzständerkonstruktion errichtet, wodurch Gewicht und Kosten erheblich reduziert werden konnten, wie der Architekt erklärt.
Als Freiberufler war es Iljane und Tom wichtig, ein großzügiges, helles, lichtdurchflutetes Büro zu haben. Für die Work-Life-Balance sollten aber auch die schönen Dinge des Lebens nicht zu kurz kommen: Es sollte ausreichend Platz für gemeinsames Kochen und Essen mit Freunden, zum Entspannen, Wohnen und Schlafen vorhanden sein. Ebenso durfte ein Kamin nicht fehlen und – nicht zu vergessen – Abstellmöglichkeiten für die nicht täglich genutzten Dinge. Als i-Tüpfelchen wünschten sich die beiden eine Sauna im Haus. Angesichts der Grundstücksgröße und des schwierigen Geländes stellte dies eine große Herausforderung für die Architekten dar. Katrin und Tim Bialucha gelang es jedoch, alle diese Wünsche mit einem Entwurf umzusetzen, der zwar nur über das eine zugelassene Vollgeschoss verfügt, aber trotzdem auf drei Ebenen vollwertige Grundrisse bietet.
Die (unterschiedlichen) Bauordnungen der deutschen Bundesländer definieren ein Vollgeschoss so, dass das Geschoss im Mittel mindestens 1,20 m bis 1,60 m über die Geländeoberfläche herausragt. In Rheinland-Pfalz sind es 1,40 Meter. Bei Geschossen im Dachraum sollten sie in diesem Bundesland über mindestens 3/4 ihrer Grundfläche eine Höhe von mindestens 2,30 m haben.
Ausgangspunkt für die Platzierung des Neubaus auf dem Grundstück war die schöne Südhanglage sowie der unverbaubare Blick auf die Weinstöcke in der Gegend. Auf der untersten Ebene gelangt man über einen großzügigen und hellen Eingang in das Haus. Hier befinden sich das geräumige Büro mit großem Fenster und viel Tageslicht, ein Gäste-WC sowie im rückwärtigen, im Hang liegenden Teil die gewünschten Abstellräume. Auch die Gasbrennwertheizung findet hier ihren Platz. Da sich die Räume Richtung Norden in den Hang schieben, ragt diese Ebene im Mittel mit weniger als 1,40 m Höhe aus dem Hang und gilt laut Baurecht in Rheinland-Pfalz damit nicht als vollwertiges Geschoss. Eine Treppe, die sogar auf der untersten Ebene noch von Tageslicht aus der mittleren und oberen Ebene beschienen wird, führt in die darüberliegende Ebene, das Vollgeschoss. Der loftartige, offen gehaltene Raum zieht sich über die komplette Grundfläche des Hauses und reizt die Raumgröße bis auf das Maximum aus. So ist in dem fast 80 m² großen Raum ausreichend Platz für entspannte Stunden, ob beim gemeinsamen Kochen und Essen in großer Runde oder im Wohnbereich mit dem fantastischen Ausblick durchs Panoramafenster auf die Weinberge. Ein Kamin gliedert den großen Raum, ebenso wie die gegenüberliegende, leichte Stahltreppe, die ins Obergeschoss führt. Treppe sowie ein nach beiden Seiten offenes Regal fungieren außerdem als Sichtschutz, lassen den Raum aber trotzdem großzügig und lichtdurchflutet wirken.
Für das oberste Stockwerk hatten Kochs besondere Wünsche. Es war ihnen wichtig, hier helle, tageslichtdurchflutete Räume zu haben, ohne ständig Sorgen vor fremden Einblicken haben zu müssen, beschreibt Tom W. Koch die Herausforderung, die er den Bialuchas für die Planung des Wellnessbereichs stellte. Diese Herausforderung lösten die Architekten erfolgreich. Die sechs Dachfenster erwiesen sich als eine optimale Lösung, da mehr Lichteinfall kaum möglich sei und durch die schräge Ausrichtung nach oben die Privatsphäre gewahrt bleibe, ohne immer Vorhänge oder Rollläden schließen zu müssen, freut sich der Bauherr. Durch Anzahl und Anordnung der Dachfenster, die im Erschließungsbereich über der Stahltreppe zu einer Art Lichtband gruppiert sind, erreichten die Architekten nicht nur den immensen Lichteinfall und die gewünschte Privatsphäre, sondern auch einen Zugewinn an Durchgangshöhe – das „Dreiviertel“-Geschoss wird dadurch erst vollwertig nutzbar. Die von den Eigentümern liebevoll „Wellnessdeck“ genannte Ebene bietet Platz für das Schlafzimmer und das offene Bad sowie die gewünschte Sauna. Der Clou ist das Holzfass in der Mitte der Ebene: Eigens von einem Küfer angefertigt, dient es sowohl als Wanne als auch als Abkühlbecken nach dem Saunagang. Die Loggia gegenüber der Sauna bietet außer frischer Luft und einer weiteren Abkühlvariante auch einen weiten Blick über die Weinberge – Ruhe und Entspannung sind hier oben garantiert.
Die sechs großen Dachfenster von Velux, direkt über der Treppe positioniert, sorgen nicht nur für außergewöhnliche Helligkeit im Wellnessdeck, das Licht fällt auch bis in den Wohnbereich und betont dort den großzügigen Grundriss. Außenliegende, elektrisch bedienbare Hitzeschutz-Markisen an allen sechs Dachfenstern sorgen dafür, dass sich die Räume im Sommer nicht zu sehr aufheizen, lassen aber durch das lichtdurchlässige Gewebe trotzdem noch ausreichend Tageslicht ins Haus herein. Drei der sechs Dachfenster können elektrisch bedient werden. Diese drei Fenster nutzen Iljane und Tom zum effektiven Lüften per Kamineffekt: Die verbrauchte, erwärmte Luft zieht durch die geöffneten Dachfenster ab, während frische, kühlere Luft durch die gleichzeitig geöffneten Fassadenfenster in den darunterliegenden Stockwerken nachströmt. Diese Möglichkeit, den Luftaustausch schnell zu realisieren, ist auch insbesondere für den Wellnessbereich wichtig. So kann nach dem Saunagang oder Duschen die feuchte Luft schnell durch die geöffneten Dachfenster entweichen. Eventueller Schimmelbildung wird so gut vorgebeugt. Ein weiteres Velux Fenster befindet sich im vom übrigen Bad separierten WC. Auch hier leistet das elektrisch bedienbare Fenster gute Dienste und ermöglicht zudem Querlüftung.
Tageslicht und frische Luft sind für Tim Bialucha wichtige Gestaltungselemente in der Architektur. Die Velux Fenster sind das zentrale Entwurfselement für dieses Haus – gewissermaßen das Rückgrat des Hauses. Auch die Bauherren sind mehr als glücklich über ihr neues Heim – trotz der anfänglichen Problematik mit dem Grundstück. Alle ihre Vorgaben konnten Katrin und Tim Bialucha umsetzen. Wenn sie auf ihrem Wellnessdeck sitzen und die unterschiedlichen Lichtstimmungen, die durch das viele Tageslicht im Laufe des Tages und der Jahreszeiten erzeugt werden, genießen, wissen sie, dass sie alles richtig gemacht haben, so das Fazit der Bauherren.
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