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16
Nov

Klimaholzhaus auf dem Land

Ein Neubau made of Ligno bildet das Herzstück eines kleinen Wohnensembles, welches derzeit im oberfränkischen Kronach reaktiviert wird. Planer und Bauherren in Personalunion waren die Architektin Miriam Lebok-Bender und der Diplomingenieur Michael Bender: Mit dem kompakten Wohnhaus ersetzten sie einen leerstehenden Altbau auf dem Familiengrundstück und machten es fit für eine erfolgreiche Neu-Nutzung im Mehrgenerationenkontext. Ihre Idee von großzügigem Wohnen mit Holz, in gesundem Raumklima, bei bester Akustik und ästhetischem Design konnte mit dem Komplettsystem aus individuell konfigurierbaren Brettsperrholzbauteilen für Wand, Decke und Dach perfekt umgesetzt werden.

Miriam Lebok und ihre Schwester kennen das Leben in der Großfamilie aus ihrer eigenen Kindheit. Anfang der 1970er Jahre bauten die Eltern im Kronacher Stadtteil Neuses den Dachstuhl der Schreinerei des Großvaters zur eigenen Wohnung um, die Großeltern selbst lebten im Wohnhaus gleich nebenan. Rund 40 Jahre später entschließen sich beide Schwestern nach Jahren in der Großstadt, mit ihren Familien in die Heimat zurückzukehren und die damit verbundenen Vorteile aktiv zu nutzen.

Während die inzwischen leerstehende Schreinerei auf den Ausbau zur Wohnetage für die Familie der Schwester wartet, nahmen Miriam Lebok und Michael Bender 2017 den Abriss des alten Wohnhauses in Angriff, um an fast gleicher Stelle ihr eigenes Domizil made of Ligno zu realisieren. Mit seiner archaischen Form, dem steilen Satteldach ohne Dachüberstand und der vertikalen Fichtenholzverschalung präsentiert sich das kompakte Gebäude als gestalterische Melange aus typischem Wohnhaus und charakteristischer Scheune der Region. Ein Dachgarten auf der zwischengestellten, halb eingegrabenen Garage verbindet den Neubau mit dem ehemaligen Werkstattgebäude als gemeinsame „social platform“.

Der kompakte Grundriss von 8,5 x 12,4 m trennt die Hauptnutzzone im Süden strikt vom Nebenraum- und Erschließungsbereich im Norden. Fließende Übergänge der im Split-Level-Prinzip angeordneten Räume nutzen das vorhandene Platzangebot von insgesamt knapp 170 m2 clever und kreativ: So beherbergt das Erdgeschoss Küche, Essbereich und Wohnebene im großen Raumverbund, darüber sind zwei Kinderzimmer mit Schlafgalerie sowie das Elternschlafzimmer und ein Bad angeordnet. Unter dem Dach bleibt genügend Platz für eine Arbeitsgalerie.
Eine filigrane weiße Stahltreppe verbindet die Halbgeschosse miteinander, wobei das „Treppenhaus“ von seiner spröden Funktion als reine Erschließungszone entbunden und stattdessen zum gleichberechtigten Teil des offenen Wohnens wird: Windfang und Diele sind dank Einbauschränken – eingebettet in die Brettsperrholz-Wandkonstruktion – zugleich Abstellraum und Garderobe, Flur und Treppenanlage werden als Bibliothek- und Musikzone genutzt.
Die Flexibilität des Grundrisses spiegelt sich an der Fassade in einem lebhaften Fensterbild unterschiedlicher Formate und Brüstungshöhen wider. So gibt es Fenster, deren tiefe Laibungen als Sitzbank dienen und auch große, bodentiefe Festverglasungen, die in den Kinderzimmern sogar zum Hineinlegen einladen.

Klimaholzhaus steht für eine moderne, diffusionsoffene Gebäudehülle, gebaut mit viel Holz: Auch der Neubau in Kronach wurde vollständig aus den tragenden Massivholzbauteilen made of Ligno konstruiert und hat das betonierte Untergeschoss als Basis. Das helle Holz der Schwarzwälder Weißtanne, das Lignotrend für die Sichtseiten seiner Elemente in astfreier Form verwendet, prägt das innenarchitektonische Design des Hauses.
Obwohl im Erdgeschoss sowohl an Decken wie auch an den Wänden eingesetzt, verleiht es den Oberflächen einen zurückhaltend unaufdringlichen und doch natürlichen Charakter. Der anthrazitgraue Sichtestrichboden im EG sowie der Linoleumbelag in gleicher Färbung in den Individualzimmern bieten einen reizvollen Kontrast zu den lebendigen, hellen Holzoberflächen.

Die Geschossdecken sorgen für gute Ruhequalität im Haus. Die Akustikprofilierung an den Deckenbauteilen trägt außerdem dazu bei, dass die Raumakustik im Erdgeschoss trotz hohem Anteil schallharter Flächen wie Fenster und Böden als besonders angenehm empfunden wird.

In den oberen Etagen wurde indessen zugunsten geschlossener Holzoberflächen in Weißtanne auf ein Akustikprofil an den Decken- und Dachuntersichten verzichtet. Die den Kinderzimmern zugewandten Seiten der Lignotrend-Wände wurden mit Gipskarton belegt, um hier eine kreative Wandgestaltung mit Farbe und Tapete zu ermöglichen.

Die Nachhaltigkeit der Holzkonstruktion mit all ihren Vorteilen für Raumklima und Akustik setzt sich in der Wahl einer weitestgehend autarken Energieversorgung fort: Eine Wärmepumpe nutzt die Potenziale des Grundwassers unter dem Grundstück künftig für alle drei Wohneinheiten in einer Art „kleinem Nahwärmenetz“. Die elektrische Energie dafür wird unter anderem von der Photovoltaik-anlage auf dem Dach des neuen Klimaholzhauses erzeugt. Die Wärmeübertragung erfolgt im ganzen Haus über eine Fußbodenheizung.

Um im Haus so wenig Technik wie möglich einsetzen zu können, wird die physikalische Kaminwirkung des offenen Treppenhauses zur natürlichen Entlüftung des Hauses im Sommerfall über Fenster im Dach genutzt.
Was das Thema Raumluft betrifft wurde streng darauf geachtet, durchgehend möglichst emissionsfreie Materialien einzusetzen.

Auch die verwendeten Lignotrend-Komponenten werden regelmäßig auf gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft und erfüllen die besonders strengen Emissionsgrenzwerte gemäß natureplus-Vorgaben.

Seit April 2016 ist das Bau-Institut für Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Bauen GmbH (BiRN) eine vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat zugelassene unabhängige Beratungs- und Prüfstelle für die Nachhaltigkeit von Ein- bis Fünffamilienhäusern.

Mit der erfolgreichen Zertifizierung des Einfamilienhauses Lebok-Bender gehört Lignotrend/Klimaholzhaus zu einem der ersten Hersteller, die das Zertifizierungssystem auf ihre Gebäude anwenden. Durch die Berücksichtigung aller erforderlichen Nachhaltigkeits-Kriterien wurde es mit dem exzellenten Gesamtergebnis – der Note 1,4 – ausgezeichnet. Damit hat Klimaholzhaus die besonders hohe Nachhaltigkeits-Qualität seiner Gebäude nun auch schwarz auf weiß belegt.

Bauherren profitieren von Beginn der Planungsphase an von der Teilnahme am Zertifizierungsverfahren und vermeiden frühzeitig Fehlplanungen und Qualitätsmängel am Bau. Das Siegel bestätigt die Qualität und Nachhaltigkeit eines Hauses – auch gegenüber Behörden, Banken und Versicherungen sowie Käufern und Mietern.

Um die Nachhaltigkeit von Wohngebäuden in Deutschland umfassend zu fördern, hat die KfW-Bank deren Zertifizierung in das KfW-Programm 431 (Energieeffizient Bauen und Sanieren- Zuschuss Baubegleitung) aufgenommen und das Programm auch auf Neubauten ausgeweitet. Alle entstehenden Kosten für die Nachhaltigkeitszertifizierung von Wohngebäuden – so auch für das von BiRN ausgestellte Nachhaltigkeitszertifikat – sind förderfähig und werden bis zu 50 % von der KfW-Bank bezuschusst (Zuschuss max. 4.000 €).

Bilder: Michael Bender / Lignotrend, Weilheim-Bannholz, www.lignotrend.com

Bauweise: Klimaholzhaus/Lignotrend; www.klimaholzhaus.com

Architektur: Architekturbüro Lauer + Lebok, Lichtenfels; Miriam Lebok-Bender mit Michael Bender, Winfried Lebok, Nadine Schnapp
www.lauer-lebok.de

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