„Architektonische Formen dokumentieren häufig einen Status quo der soziopolitischen und ökonomischen Entwicklung unserer Gesellschaft.“ INTERVIEW mit Michael Dekker
By Simone Kraft
Timeline. Eine raumgreifende Struktur. Knallig leuchtendes Grün. Schichtholz, durchbrochen und kleinteilig, fein und filigran geschwungen, aber doch nicht fragil. Timeline hat etwas organisch Gewachsenes, Ungeordnetes, und doch ist die “gemachte” Struktur, der konstruierte Charakter deutlich, die Bearbeitungsspuren sind offensichtlich.
Timeline, Multiplex, Lack, 220 x 200 x 150 cm, 2013, Ausstellungsansicht Galerie Fischer-Zöller, Düsseldorf
Michael Dekkers Interesse gilt der gestaltenden Kraft der Natur, der er die Gestaltung von Menschenhand entgegensetzt. Seine teils sehr raumgreifenden Skulpturen entfalten ihre besondere Wirkung aus dem Zusammenspiel von künstlichen Materialien und „natürlich“ scheinender, gewachsener Formen. Zugleich wirken sie, trotz ihrer Größe, fragil und dynamisch.
Strukturelle Fragen ebeschäftigen den Düsseldorfer Bildhauer – 2013 hat er als Meisterschüler von Anthony Cragg die dortige Akademie beendet – ebenso wie Formales. Wie hinterlässt der Mensch Spuren in der Natur, wie im urbanen Raum? Er arbeitet mit zeitgenössischen Materialien, wie sie im urbanen Alltag zu finden sind. Aus ihnen entstehen expressive Raumformen, die Statik und Dynamik an ihre Grenzen bringen. Manuell Gefertigtes verbindet sich mit industrialisierten Fertigungsverfahren, natürliche Prozesse werden künstl(er)i(s)ch – wenn etwa tektonische Schichtstrukturen in massive Bronze gegossen werden.
Tektonik und Archi-Tektonik, durch den Künstler Konstruiertes, verbinden sich: Mensch und Natur treten in einen überraschenden Dialog – ebenso widersprüchlich wie einander Weiterlesen
Source: deconarch.com